Nazis aus der Deckung holen

Nach der Demo von „Nicht lange Fackeln am Nachmittag SA 18.10.
Konzert um 19 Uhr für die Stärkung von Vielfalt Toleranz und Demokratie gegen jede Form von Menschen- und Demokratiefeindlichkeit
Ein sehr gelungener Abend!

Presse: onetz plus https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/aktionsbuendnis-ruft-antifaschistischer-demonstration-samstag-weiden-id5208172.html


Antifaschistische Demo NLFInhalte lesen

aus der Presse zur DEMO NichtlangeFackeln 18.10.2025 in Weiden:
Onetz: Rund 350 Teilnehmer protestieren in Weiden gegen rechte Strukturen
https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/rund-350-teilnehmer-protestieren-weiden-gegen-
rechte-strukturen-id5210375.html
Oecho: https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/antifa-demo-in-weiden-am-samstag
Oecho: Blaulicht: https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/friedliche-demonstration-in-weiden-ohne-groessere-
stoerungen
Onetz Blaulicht: https://www.onetz.de/oberpfalz/weiden-oberpfalz/demonstration-weiden-verlaeuft-
stoerungsfrei-id5210122.html
OTV: Antifa und Neonazis treffen bei Demo aufeinander
https://www.otv.de/mediathek/video/antifa-und-neonazis-treffen-bei-demo-aufeinander/


FAHRRADRALLYE 05.09.2025 „Naziplätze aus der Deckung holen“ Berichte lesen

weiterlesen


Rechtsextreme wenden gezielt Strategien an, sich in Clubs und Studios einzuschleichen, um Anhänger unter dem Deckmantel von Sport und Freizeit für militaristische Aktivitäten anzuwerben. Das passiert gerade jetzt auch hier in Weiden.

Auf unserer Kampagnenwebsite haben wir euch dazu eine Vielzahl an Hintergrundinfos und Fakten bereitgestellt. Das ist wichtig, denn bisherige Berichte in den Medien und der Presse, so eindringlich sie auch dargestellt wurden, lösten nur halbherzige Versuche aus dagegen vorzugehen.

Bist du oder dir Bekannte auch als Club- oder Studio-Mitglied betroffen? Hier findet ihr Anregungen zum Aktivwerden: kurz und knapp im Flyer (kommt in Kürze Aktualisierung – alten Flyer bitte nicht verwenden), weitere Adressen und detaillierte Informationen im ausführlichen Kampagnentext nachfolgend hier auf der Website.

Unterstützt die Kampagne bei den kommenden kreativen öffentlichen Aktionen oder durch Eure Aufmerksamkeit und konsequentes Handeln in Eurer sportlichen Umgebung.

Flyer Gesamtansicht herunterladen


Auswahl der zur Recherche genutzten Videos:






Auswahl der zur Recherche genutzten Presseberichte:

TAZ: Rechte Kampfsportclubs – Jung, sportlich, gewaltbereit
Onetz: Wieder Wirbel um rechtsextreme Kampfsportler in Weiden*
*Dieser Artikel ist hinter einer sogenannten Paywall (eplus-Abo)

Nazis aus der Deckung holen!

Gefahr durch Rechtsextreme im Kampfsport in Weiden


Dass es in Weiden und der nördlichen Oberpfalz eine aktive rechtsextreme Szene gibt, ist leider nichts Neues.

In jüngerer Zeit rüstet diese jedoch massiv auf: Kampfsporttraining, Wehrsportübungen und Besuche am Schießstand gehören mittlerweile fest zum Programm. Dies steigert die Gewaltbereitschaft und das Selbstbewusstsein der lokalen Szene. Immer häufiger kommt es zu rechtsextremen Schmierereien, Sachbeschädigungen, Drohungen und Angriffen. Betroffen davon sind Orte wie das Jugendzentrum oder der Treffpunkt der Partei „Die Linke“ in Weiden, da sie aufgrund ihrer demokratischen Jugendarbeit bzw. inhaltlichen Ausrichtung als Feindbilder gelten. Im Umfeld von politischen Versammlungen oder im Nachtleben trifft es immer wieder konkrete Personen, die nicht ins rechtsextreme Weltbild passen.

Diese Entwicklung ist auch deshalb möglich, weil Rechtsextreme in verschiedenen Kampfsport- und Fitnessstudios in Weiden weitestgehend ungestört trainieren können. Obwohl den Betreibenden der Studios durch wiederholte Ansprachen und Presseberichterstattung bekannt ist, wer bei ihnen ein und aus geht, haben sie dem bisher keinen Riegel vorgeschoben.

Bei „Team Spartan Weiden“ (Ringstraße 3) trainieren mehrere Rechtsextreme seit Jahren Kampfsport. Etwa Lukas Andreas Suttner, welcher bis Mitte 2025 Geschäftsführer des Neonazi-Kleidungslabels „Ansgar Aryan“ war. Auf den von ihm vertriebenen Kleidungsstücken werden der historische Nationalsozialismus, verbrecherische Organisationen wie die SS oder rechtsterroristische Attentäter verherrlicht. Zudem trat L.A. Suttner in der Vergangenheit bei Veranstaltungen der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ oder der AfD auf. Ein weiterer Rechtsextremer, der bei „Spartan“ trainiert, trat ebenfalls bei Kundgebungen der „Identitären“ auf und bezog sich positiv auf einen SS-Offizier und Holocaustleugner. Obwohl die „Spartan“-Betreibenden selbst politisch unauffällig sind, fördern sie Rechtsextreme und lassen diese im Namen des Studios bei Kämpfen antreten.

Bei dem Kampfsportevent „Kämpfen gegen Kinderkrebs“ hielt sich der bekannte Neonazi Patrick Schröder im abgesperrten Bereich am Ring auf, als dort einer seiner Kameraden für „Team Spartan“ antrat.

Abgrenzungsbedürfnis der Kampfsportschule – Fehlanzeige.

Bei „Active Clubs“ handelt es sich um Strukturen, die versuchen, über das Thema Kampfsport Nachwuchs zu rekrutieren, Gemeinschaftserlebnisse zu schaffen und die „Wehrhaftigkeit“ der Neonazi-Szene zu steigern. Das Konzept stammt aus Nordamerika und wird hierzulande maßgeblich von P. Schröder vorangetrieben.

In seiner Anleitung zur Rekrutierung gibt er den Tipp, in Sportstätten, bei Events oder auch in der Kneipe die Zielgruppe mit einem sympathischen Auftritt abzuholen. Und nach dieser Strategie geht er auch in Weiden i.d.Opf. vor. Er wird an immer mehr öffentlichen Orten akzeptiert, da er ja „nichts macht“. Weiter gibt er die Anweisung, nicht gleich die Politik anzusprechen, sondern erst eine persönliche Beziehung aufzubauen um danach die Politik einfließen zu lassen.

Der „Active Club Nordgau“ inszeniert sich in sozialen Medien als äußerst gewaltbereit: Die Selbstdarstellung als soldatisch-männliche Kämpfer, das Training mit Waffen und die Bedrohung politischer Gegner*innen sind dort alltäglich.

Auf einem Gruppenfoto des „Active Club Nordgau“ sind neben P. Schröder weitere bekannte Gesichter zu sehen:

  • Alexander Bock, der in der Vergangenheit im Kreisvorstand der Weidener AfD saß und heute überregional als neonazistischer „Active Club“-Aktivist auftritt.
  • Außerdem posiert dort ein Rechtsextremer, der bei „Team Spartan Weiden“ trainiert und bei Versammlungen der „Identitären Bewegung“ auftrat.
  • Ein weiterer Neonazi der in sozialen Netzwerken Videos von sich beim Messerkampf postet, besuchte 2023 mit P. Schröder und A. Bock ein bewusst vor der Öffentlichkeit geheim gehaltenes, rechtsextremes Kampfsportturnier in Ungarn.
  • Auch bei den übrigen Akteuren handelt es sich überwiegend um Personen aus dem politischen Umfeld von P. Schröder: Junge Männer aus der Neonaziszene, der „Identitären Bewegung“ oder dem Umfeld der AfD aus der nördlichen Oberpfalz.

Organisationsgrenzen spielen in dieser gefährlichen Mischszene keine große Rolle, man ist sich in der politischen Grundausrichtung und der Gewaltbereitschaft einig.


Warum es ein Problem ist, wenn Neonazis und andere Rechtsextreme in Kampfsportstudios trainieren, sollte auf der Hand liegen. Da aber immer wieder Scheinargumente wie „Sport ist doch unpolitisch“ oder „Durch das Training findet eine Deradikalisierung statt“ aufkommen, hier einige wichtige Punkte:

  • Rechtsextreme versuchen, in Kampfsport- und Fitnessstudios gezielt neue Mitstreiter*innen zu gewinnen – insbesondere zielen sie dabei auf junge Männer. Durch das gemeinsame Training soll erst Sympathie erzeugt werden, um später leichter politische Inhalte transportieren zu können.
  • Durch Kampfsport professionalisieren Rechtsextreme ihre Gewalt. Was sie im Training lernen, geben sie an Kamerad*innen weiter und setzen es auf der Straße gegen Menschen ein, die sie als feindlich oder ‚minderwertig‘ wahrnehmen. Ein gesteigertes Selbstbewusstsein durch Kampfsport führt außerdem oft dazu, dass Rechtsextreme noch aktiver nach Auseinandersetzungen suchen.
  • Wenn Rechtsextreme über einen längeren Zeitraum in einem Studio präsent sind, prägen sie das Klima dort mit. Egal ob von Rassismus oder Antisemitismus Betroffene, LGBTQIA+-Personen, behinderte Menschen, Frauen oder Antifaschist*innen: Angehörige von Gruppen, die regelmäßig zum Ziel rechtsextremer Anfeindungen werden, fühlen sich nicht mehr sicher. Lässt man Rechtsextreme in einem Studio gewähren, schließt man damit unbeabsichtigt andere Personen oder Gruppen aus.
  • Insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind vor rechtsgerichteter Propaganda zu schützen. Beim Training besteht die Gefahr, dass sie dieser ausgesetzt sind. Dies geschieht dann ohne die Kenntnis der Eltern, sodass diese nicht rechtzeitig intervenieren können.
  • Dieses rechtsextreme Kampfsportnetzwerk in Weiden i.d.Opf. strahlt überregional aus. Hierdurch werden zum einen Rechtsextreme anderswo motiviert, ebenfalls aktiv zu werden, zum anderen zieht es überregional Neonazis nach Weiden i.d.Opf..

Betreiber*innen von Kampfsport- und Fitnessstudios tragen eine große Verantwortung. Aktuell werden einige Weidener Studios dieser Verantwortung nicht gerecht. Durch die Vermittlung von Kampfsportkenntnissen stärken sie stattdessen, mitunter unbewusst, militante rechtsextreme Strukturen und tragen durch ihre Passivität zu einer Normalisierung des Rechtsextremismus bei.

Aktiv werden!

  • Mitglieder bzw. Nutzer*innen von Kampfsport- und Fitnessstudios fühlen sich oft machtlos. Sie können jedoch viel mehr unternehmen, als häufig gedacht: Bei menschenverachtenden Sprüchen einschreiten, sich mit Betroffenen solidarisieren, mit anderen Trainingspartner*innen über die Vorfälle sprechen und Verbündete suchen, sich bei der Geschäftsführung des Studios über rechtsextreme Nutzer*innen beschweren. Selbstbewusst ein Klima der Angstfreiheit für alle einfordern und – falls sie auf Ablehnung stoßen – notfalls mit dieser Begründung die Mitgliedschaft kündigen.

  • Betreiber*innen von Kampfsport- und Fitnessstudios müssen Verantwortung übernehmen. Das heißt: Den bekannten Rechtsextremen kündigen, sich inhaltlich klar positionieren, rechtsextreme Kleidung und Tattoos in den Studios untersagen. Das Personal sensibilisieren, Ansprechpersonen für mögliche Vorfälle benennen, Betroffene ernst nehmen und schließlich eine sichere Umgebung für alle Trainierenden schaffen – unabhängig von Aussehen, sexueller Identität und weiteren.

  • Trainer*innen und Mitarbeiter*innen sind im Alltag häufig die ersten Ansprechpersonen im Studio. Wenn es zu rechtsextremen Positionierungen kommt, entsprechende Szenekleidung getragen wird usw. Sie sollten Hinweise darauf ernst nehmen und entweder direkt eingreifen oder die Geschäftsführung informieren. Sollte diese sich querstellen oder nicht ausreichend gegen entsprechende Aktivitäten vorgehen, kann die Sensibilisierung weiterer Kolleg*innen womöglich zu einem Umdenken beitragen. Ebenso wichtig ist es, bei rechtsextremen Vorfällen im Trainingsalltag den potentiell Betroffenen Unterstützung anzubieten.

  • Politik und Verwaltung der Stadt Weiden müssen den Kampfsport- und Fitnessstudios, in denen sich Rechtsextreme ungestört aufhalten können, klarmachen: Derartiges Agieren passt nicht zu dem Klima, das man sich in der Stadt wünscht. Sie können Unterstützung durch Strukturen wie die „Partnerschaft für Demokratie“ anbieten, falls Studios Rechtsextreme loswerden oder sich positionieren möchten, bezüglich des Vorgehens jedoch überfordert sind. Trotz Gewerbefreiheit und Co. müssen sie vorhandene Handlungsspielräume nutzen, wenn Studios sich zu Schwerpunkten rechtsextremer Aktivitäten entwickeln. Die Überwachung des Jugendschutzes und anderer Gesetze und Vorschriften bieten hier vielfältige Ansatzpunkte.

  • Die Weidener Stadtgesellschaft darf die Augen nicht davor verschließen, dass Weiden immer mehr zu einem Hotspot rechtsextremer Kampfsportaktivitäten wird. Die Recherchen im „Neuen Tag“ sowie die Berichterstattung der taz und des ZDF zum Thema sollten zur Kenntnis genommen werden. Eine kurzzeitige Empörung darüber reicht nicht aus, vielmehr sind konkrete Maßnahmen wie die Teilnahme an Protesten oder die Unterstützung der Kampagne „Nazis aus der Deckung holen!“ notwendig. Zudem braucht es ein klares Signal in Richtung von Politik und Verwaltung: „Wir schauen genau hin, akzeptieren den aktuellen Zustand nicht länger und erwarten, dass Ihr ins Handeln kommt.“

Für Fragen und weitere Informationen:

Oberpfälzer Bündnis für Toleranz und Menschenrechte Weiden/Neustadt
Mailto: obtmwennew@protonmail.com
Facebook: @obtmwennew Instagram: @obtm.weiden



Weitergehende Informationen oder Beratung:

Stellen wie diese sind wichtiger kompetenter Anlaufpunkt:
– „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus“ MB (mbr-bayern.de)
– „B.U.D.- Beratung. Unterstützung. Dokumentation für Opfer rechtsextremer Gewalt e.V. (bud-bayern.de)

Zur Recherche genutzte Quellen zu „Nazis aus der Deckung holen“